Es ist ja inzwischen hinlänglich bekannt, dass wir es scharf mögen. Scharf sind aber nicht nur Chili, Pfeffer und Konsorten - Ingwerschärfe und ganz besonders auch den Meerrettich liebe ich heiss.
Dieser Hansdampf in vielen Gassen wird häufig unterschätzt und die meisten Leute nutzen die tolle Wurzel nicht frisch, sondern die halbtote Variante aus dem Glas. Schrecklich!
Ich habe -zig Selbstversuche mit Meerrettich aus dem Glas hinter mir und finde einfach keinen Produzenten, der dem scharfen Weissen gerecht wird. Zuviel Essig, zuviel von irgendwelchen Salzen, Beigaben, Konservierungsmittel etc und meist dann auch noch ohne Pep. Der Charakter geht eigentlich total verloren.
Sollte jemand wirklich den ultimativen Tipp für Notfälle haben oder eine Marke des Rettichvertrauens kennen...
Wer einen Tiefkühler oder zumindest ein Tiefkühlfach sein eigen nett, hat schon mal die beste Chance auf sozusagen frischen Rettich. Einfach eine schöne Wurzel waschen, trockentupfen und ab in den Tiefkühler. Mit dem Sparschäler kann der unterkühlte Scharfe von der schützenden Haut befreit werden und zwar nur genau so weit hoch, wie ich Rettich benötige. Dann kann man ihn tiefgefroren reiben und den ungeschälten Rest umgehend wieder in den Tiefkühler zurück. Voilà!
Ich verfahre übrigens mit dem Ingwer genau so - so hab ' ich tatsächlich die beiden immer frisch vorrätig.
Der Vater einer Freundin hat mich vor langer Zeit bei einem weihnächtlichen Fondue Bacchus mal in den Meerrettichgenuss eingeführt:
Den Rettich frisch in den steifgeschlagenen, leicht gewürzten Rahm oder den Sauerrahm reiben und dann einfach nur so als Beilage/Sauce reichen. Der zweitwichtigste Punkt ist, so wurde mir damals, vor knapp dreissig Jahren verraten, sei, genügend Rettichsauce in den Mund zu nehmen, fein zu kauen und zu geniessen, abzuwarten, bis das scharfe Kribbeln vom Gaumen in die Nase hochsteigt und dann mit einem feinen Schluck Champagner "abzulöschen".
Ich mache es bei Fondue Bacchus noch heute so! Es funktioniert auch mit Prosecco ;-)
Zu dekadent? Dann eine einfachere Variante:
In Würzburg hatte ich vor auch schon fast dreissig Jahren mein erstes Erlebnis mit Meerrettich und Würsten - der Wein war damals noch nicht so fein wie heute, aber dass man anstelle von Senf Meerrettich zum Würstchen geniessen kann, das ist mir bis heute geblieben!
Würzburg bleibt auch kulinarisch weiterhin interessant, wie hier zu lesen ist...
Ich geniesse auch mal harte Eier mit Meerrettich oder Meerrettich auf frischem, heissem Toast mit etwas Butter und oder mit Markklösschen oder frisch gerieben über Quittenpaste und etwas Käse. Oder im Sandwich, fein gerieben über dem kalten Braten.
Eine wahrhaft perfekte Verbindung gehen aber auch Kartoffel und Meerrettich ein! Die schlichte aber vielseitige Erdknolle kann in fast jeder Art und Weise eine solche Liasion eingehen. Und deshalb war ich extrem angetan von Jamie Olivers Kartoffelsalatrezept.
Er mischt noch Räucherfisch unter den Salat - sicher eine gute Variante, wenn man ihn als Picknick oder Büroverpflegung mitnehmen will. Aber ich erlaubte mir, ihn nicht wegzulassen, nein, getrennt dazu zu reichen - also den Kartoffelsalat als Beilage zum Fisch.
Es war einfach perfekt und passte hervorragend zum Räucherfisch-Plättchen!
Nur eines stört mich: J.O. weist doch tatsächlich auf den Rettich im Glas hin...
========== | REZKONV-Rezept - RezkonvSuite v1.4 |
Titel: | Jamie Olivers Kartoffelsalat |
Kategorien: | Salat, Beilage, Simple, BBQ, Vorbereiten |
Menge: | 4 Portionen |
Zutaten
700 | Gramm | Kleine Kartoffeln (mit dünner Schale) | |
2 | Unbehandelte Zitronen | ||
4 | geh. TL | Crème fraîche, oder saure Sahne | |
4 | Essl. | Bestes Olivenöl | |
Meersalz | |||
Schwarzer Pfeffer | |||
1 | Stück | Frischer Meerrettich (soviel man mag) | |
1/2 | Bund | Petersilie, glatt | |
1/2 | Bund | Schnittlauch | |
2-3 | Lauchzwiebeln | ||
H | ZUSÄTZLICHE BEILAGE | ||
400 | Gramm | Räucher-Forelle oder Räucheraal |
Quelle
Jamie Oliver |
Erfasst *RK* 25.10.2011 von | |
Marie-Isabelle Bill |
Zubereitung
Kartoffeln unter kaltem Wasser gründlich abbürsten und in Wasser ca. 20 Minuten kochen. Abgiessen und gerade so lange abkühlen lassen, bis man sie wieder anfassen kann. Die noch warmen Kartoffeln halbieren oder zwischen den Fingern aufdrücken. In eine grosse Salatschüssel füllen.
Zitronen waschen, abtrocknen und abreiben. 1 Zitrone auspressen. Beides mit Crème fraîche und Olivenöl unter die Kartoffeln rühren und mit Salz und Pfeffer abschmecken.
Meerrettich schälen, waschen. So viel über die Kartoffeln reiben und untermischen, wie man mag. Zwischendurch unbedingt probieren.
Petersilie, Schnittlauch und Lauchzwiebeln putzen, waschen und klein schneiden. Alles behutsam unter die Kartoffeln mischen. Unbedingt noch einmal mit Salz und Pfeffer abschmecken, evtl. auch mit einem zusätzlichen Spritzer Zitronensaft oder noch etwas Meerrettich.
Zusätzliche Beilage:
Fisch in Stücke teilen und auch vorsichtig unterheben.
BILLI: Schmeckt köstlich, würzig, scharf, umwerfend. Kann auch gut einen halben Tag im Voraus gemacht werden, der Meerrettich zieht etwas nach. Nach Gusto abschmecken - bei uns ist er sehr scharf.
Im Originalrezept ist der Fisch schon drin. Wir ziehen es vor, diesen Salat als Beilage zu Räucherfisch oder auch zu Roastbeaf zur reichen. Passt grundsätzlich sehr gut zum BBQ!
Tipps von J.O.:
"Natürlich können Sie Meerrettich aus dem Glas nehmen, selbst fertiger Sahnemeerrettich ist okay; doch die frisch geriebene Wurzel schlägt einfach alles."
"Grillen Sie den Fisch vorher ganz sanft, wenn Sie ihn warm mögen."
Zubereitung ca. 1.5 Stunde (inkl. Wartezeit) Portion ca. 490 kcal, E 17 g, F 35 g, KH 23 g
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